Ein 18-jähriger Patient ist aus einer Vollnarkose in einer Hamburger Zahnarztpraxis nicht mehr aufgewacht. Die aufwendige Wurzelbehandlung war für mehrere Stunden geplant. Der junge Mann fürchtete diese Behandlung nicht nur aufgrund des schlechten Zustandes seiner Zähne sehr. Er wollte diese daher ausdrücklich nur unter Vollnarkose durchführen lassen, obwohl dies bei einem solchen Eingriff eher unüblich ist.
Die aufwändige Operation hatte problemlos am Morgen begonnen. Nach Komplikationen am Nachmittag war der 18- jährige in ein Krankenhaus in Hamburg-Altona eingeliefert worden. Noch in der Praxis und während der Fahrt seien Reanimationsversuche unternommen worden. In der Klinik konnte jedoch nur noch der Tod festgestellt werden.
Den Rettungskräften sollen Mängel aufgefallen sein
Die Rettungskräfte sollen bereits selbst die Polizei alarmiert haben, da ihnen Mängel beim Anästhesisten aufgefallen waren. Es soll an einem Elektrokardiogramm für die Vollnarkose gefehlt haben. Ein solches ist bei der Vornahme von Narkosen vorgeschrieben. Lediglich bei Kurznarkosen bis 15 Minuten kann darauf verzichtet werden.
Außerdem sollen den Rettungskräften noch in der Praxis bemerkt haben, dass bei dem Patienten bereits die Leichenstarre eingesetzt hatte. Dies könnte dafür sprechen, dass der 18-jährige schon etwas früher verstarb.
Patient nahm täglich Schmerzmedikamente und hatte eine Vorerkrankung
Laut der Mutter des Verstorbenen, soll dieser geradezu panische Angst vor der Behandlung gehabt haben. Er soll täglich Schmerzmittel zu sich genommen haben um den Zahnarzt nicht aufsuchen zu müssen. Über Jahre sei er so dem Zahnarztbesuch aus dem Weg gegangen. Bis zu vier oder fünf Tabletten sollen es jeden Tag gewesen sein. Die Mutter des jungen Mannes ist sich jedoch sicher, dass vor dem Eingriff dies im Fragebogen festgehalten worden war.
Die Obduktion hat nun ergeben, dass der Patient an den Folgen eines Herzversagens verstorben war. Auch soll er bereits eine kardiale Vorerkrankung gehabt haben.Die Einnahme der Medikamente könnte damit damit in Zusammenhang stehen. Aus Studien lässt sich ableiten, dass der Schmerzmittelkonsum Herzerkrankungen begünstigt. Durch diese Vorerkrankung und die nicht unerhebliche körperliche Belastung während des mehrstündigen Eingriffs haben das Herzversagen wohl schließlich verursacht.
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung
Ob die behandelnden Mediziner von der Vorerkrankung wussten, muss noch ermittelt werden. Die behandelnde Ärztin versicherte, dass der Todesfall nicht mit der Behandlung selbst, sondern nur mit der Narkose in Zusammenhang stehe.
Der Anästhesist sei erfahren gewesen und habe die Vitalfunktionen des Patienten die gesamte Zeit überwacht. Gegen den behandelnden Anästhesisten soll die Staatsanwaltschaft nun ein Ermittlungsverfahren eingeleitet haben. Es besteht der Verdacht der fahrlässigen Tötung. Die sichergestellten Narkosegeräte sollen von einem Sachverständigen ausgewertet werden. Ein abschließendes Ergebnis steht noch aus.