Die Prüfungskommission für Transplantationsmedizin (PÜK) hat ihren Tätigkeitsbericht für den Zeitraum November 2015 bis Dezember 2016 vorgelegt. Es wurden insgesamt 31 Transplantationsprogramme überprüft. Die Kommission der Bundesärztekammer, des Deutscher Krankenhausgesellschaft und des GKV-Spitzenverband stellte dabei fest, dass bei diesen größtenteils richtlinienkonform gearbeitet wurde. Bei Pankreas-, Nieren- und kombinierten Nieren-Pankreastransplantationen wurden keinen Manipulationen oder Verstöße gegen Richtlinien festgestellt.
Prüfungskommission deckt neue Manipulationen auf
Dennoch wurden auch wieder Verstöße gegen Transplantationsrichtlinien aufgedeckt: So gab es im Bereich eines Lungentransplantationsprogrammes der Universitätsklinik in Jena Auffälligkeiten. Die Klinik stellte die Patienten gegenüber der Vermittlungsstelle kränker dar, als sie eigentlich waren. Diese wurden bei der Vergabe der Spenderorgane „bewusst und gewollt“ bevorzugt und andere Patienten dadurch benachteiligt. Zwischen 2013 und 2015 soll dies in elf Fällen in dem Krankenhaus vorgekommen sein.
Aus Emails zwischen der Vermittlungsstelle und der Klinik soll sich ergeben, dass den Klinikmitarbeitern von den Manipulationen wusste. Das Klinikum weist den Vorwurf des bewussten und systematischen Handelns von sich. Der Medizinische Vorstand des Krankenhauses erklärte: „Wir müssen davon ausgehen, dass ein Grund auch darin lag, den betreuten, sehr schwer erkrankten Patienten helfen zu wollen, ohne dass damit der festgestellte Sachverhalt gerechtfertigt werden kann“.
Dass es für die Manipulationen auch finanzielle Gründe gegeben haben könnte, schloss die Kommission jedoch mangels Hinweisen darauf aus. Bereits 2015 war der Leiter des Programms für Lungentransplantationen abgesetzt worden. Auch gab es strukturelle Veränderungen in der Uniklinik, die das Risiko von Falschangaben einschränken sollen. Das Thüringer Gesundheitsministerium betonte, dass dies als „Schritte in die richtige Richtung“ zu sehen sei. Die Landesärztekammer wird jedoch die berufsrechtlichen Auswirkungen für die involvierten Ärzte noch prüfen.
Kommission sieht trotzdem insgesamt ein Umdenken der Transplantationskliniken
Laut der Kommission gebe es insgesamt, durch die Vornahme der regelmäßigen Prüfungen, ein Umdenken der Mehrzahl der Transplantationszentren und es sei eine positive Entwicklung zu beobachten. Dazu habe auch die Vertrauensstelle Transplantation als unabhängige Kontaktstelle beigetragen. In der ersten Prüfungsperiode waren laut der PKÜ sehr viel mehr systematische Regelverstöße aufgefallen.