Iges-Institut: Krankenkassen manipulieren weiter ihre Abrechnungen

Trotz der verschärften Gesetze finden Krankenkassen Möglichkeiten ihre Abrechnungen zu manipulieren. So werden Patienten kränker dargestellt, als sie eigentlich sind. Vor allem mit chronisch Kranken wird getrickst.

Studie zeigt erneuten Abrechnungsbetrug

Die Krankenkassen nehmen Manipulationen an ihren Abrechnungen vor, um mehr Mittel aus dem Gesundheitsfonds zu erhalten. Dies zeigte jetzt eine Studie des Iges-Instituts. Das Iges-Institut ist ein Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur-und Gesundheitsfragen und wurde von Mitarbeitern der TU Berlin gegründet. Elf Krankenkassen hatten die Studie in Auftrag gegeben, um Abrechnungsbetrug in Zukunft zu verhindern.

Der Studie nach werden häufig Abrechnungen im Zusammenhang mit chronisch Kranken manipuliert. Ärzte sollen versuchen, in spezielle Programme für chronisch kranke Patienten mehr Versicherte einzuschreiben als eigentlich erforderlich. So könnten die Krankenkassen höhere Einnahmen aus dem Gesundheitsfonds erzielen. Die Studie zeigt zudem, dass die Software der Praxen noch immer für Abrechnungsbetrug genutzt werden kann, da dies kaum kontrolliert werde.

Die Ärzte werden mit Geldzahlungen motiviert, Krankheiten der Patienten schwerer einzustufen als diese eigentlich sind. Bei 80 bestimmten Krankheiten erhält die Krankenkasse besonders viel Geld aus dem Gesundheitsfonds. Daher werden Mediziner motiviert, häufig diese Krankheiten zu diagnostizieren. Dies wird sogar in Verträgen festgehalten, die offiziell dazu dienen sollen, eine bessere Patientenversorgung zu garantieren.

Studie untersucht Verträge zwischen Kassen und Ärzten

In der Studie des Iges-Institus wurden 107 solcher Verträge untersucht. Tatsächlich wurden viele Indizien gefunden, die darauf hindeuten, dass die Verträge Betrugsmöglichkeiten einräumen und der Optimierung der Zahlungen aus dem Gesundheitsfonds dienen. Beispielsweise erhalten die Mediziner meist nur dann Zahlungen, wenn eine der 80 gewünschten Krankheiten diagnostiziert wird.

Die Iges-Studie zeigt schockierende Zahlen auf: die finanziellen Anreize für die Ärzte sollen jährlich 290,7 Millionen Euro gekostet haben. In drei Jahren ergibt das fast eine Milliarde Euro. Eben dieses Geld fehlt dann bei der Behandlung der Patienten.

Das Iges-Institut hatte die Studie erhoben, nachdem Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse, im vergangenen September schwere Vorwürfe gegen die Krankenkassen erhoben hatte. Er warf unter anderem seiner eigenen Kasse vor, Mediziner mit finanziellen Anreizen dazu zu bewegen, die Patienten als kränker einzustufen. Mit diesen Vorwürfen erreichte Baas eine Welle der Entrüstung in der Öffentlichkeit und dass schließlich strengere Regeln für die Abrechnungen erlassenen wurden. Dennoch scheinen Missbrauchsmöglichkeiten weiter zu bestehen.